Maut in Europa – wo sind Vignetten Pflicht?

Mautstation in Frankreich. Foto: © Heiko Koehrer-Wagner / stock adobe

In den Sommermonaten ist sie eine der wichtigsten Einnahmequellen vieler Autobahnbetreiber in einigen europäischen Ländern – die Maut auf Autobahnen und Schnellstraßen. Allein Frankreich hat im Jahr 2022 mehr als 11 Milliarden Euro mit der Autobahnmaut eingenommen und belegt damit den ersten Platz im Europaranking.

Wer also einen Urlaub im Disneyland Paris oder an einer der französischen Küsten plant, sollte auf jeden Fall auch die anfallenden Mautgebühren bei den Reisekosten einkalkulieren. Andere Länder wie Italien, Spanien oder Österreich liegen deutlich dahinter – beziehen aber auch beträchtliche Summen jedes Jahr aus der Nutzung ihrer Autobahnen. In Deutschland wird die Autobahnmaut nur für LKW mit mehr als 3,5 t zulässigem Gesamtgewicht fällig.

Nachdem man im Jahr 2019 mit einem geplanten Gesetz für eine Pkw-Maut in Deutschland vor dem europäischen Gerichtshof krachend gescheitert ist, gibt es aktuell auch keine neuen Pläne in diese Richtung. Ein Urlaub an der Deutschen Nord- oder Ostsee ist also mit keinen zusätzlichen Mautkosten für Sie verbunden.

Maut in Europa

24 Länder gibt es in Europa, die aktuell eine Maut für die Nutzung ihrer Autobahnen und/oder Schnellstraßen erheben. Dabei ist es übrigens unerheblich, ob Sie mit einem Mietwagen oder mit Ihrem eigenen Fahrzeug unterwegs sind. Allerdings nutzen dabei nicht alle die Vignette. Viel mehr gibt es verschiedene Herangehensweisen an die Erhebung der Maut.

Die Streckenmaut

In Ländern wie Frankreich, Italien oder Spanien gibt es gar keine Vignette. Hier zahlen Sie für den gefahrenen Kilometer auf der jeweiligen Autobahn. Manche Autobahnen sind dabei komplett von der Maut-Pflicht ausgenommen. So können Sie beispielsweise, wenn Sie einen Urlaub an der Costa Daurada machen möchten, die Autobahnstrecke vom Grenzübergang La Jonquera bis südlich von Barcelona mautfrei nutzen.

Auf anderen Autobahnen in Spanien hingegen wird eine Maut erhoben. Ob Sie auf einer Mautstrecke fahren, merken Sie, wenn Sie beim Auffahren auf die Autobahn durch eine Mautstation fahren und hier ein Ticket für die Weiterfahrt ziehen müssen. Beim Verlassen der Autobahn oder am Ende des Mautpflichtigen Autobahnabschnitts ist dann eine erneute Mautstation, an der Sie kilometergenau abgerechnet die fällige Maut zahlen müssen.

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Die Vignette als Maut-Instrument

Anders sieht es in Ländern mit einer Vignetten-Pflicht aus. Hier ist die Nutzung der allermeisten Autobahnen mautpflichtig – es wird allerdings nicht kilometergenau abgerechnet, wie weit Sie auf der jeweiligen Autobahn gefahren sind. Vielmehr müssen Sie die Maut für einen gewissen Zeitraum entrichten. So gibt es in den meisten Ländern mit einer Vignetten-Pflicht unterschiedliche Vignetten-Zeiträume.

In Österreich beispielsweise gibt es die folgenden Zeiträume:

  • die Jahres-Vignette
  • die 2-Monats-Vignette
  • die 10-Tages-Vignette
  • 1-Tages-Vignette

Die Jahres-Vignette beispielsweise gilt immer für 14 Monate vom 1.12. eines Jahres bis zum 31.1. des übernächsten Jahres (beispielsweise 1.12.2024 – 31.1.2026). Die meisten Vignetten in Österreich kann man als Klebevignetten oder als digitale Vignetten kaufen. Die 10-Tages-Vignette hingegen ist nur als digitale Vignette erhältlich. Bei darauf spezialisierten Anbietern können Autofahrer eine digitale Vignette direkt online kaufen. Eine hier gekaufte Vignette ist in der Regel sofort gültig.

Besondere Mautabschnitte

Eine weitere Möglichkeit, eine Maut in Europa zu erheben, ist die Maut für die Nutzung besonderer Straßen, Tunnel oder Pässe. Das bekannteste Beispiel in Europa dafür ist die Brennerautobahn. Auch wenn Sie bereits eine Vignette für Österreich gekauft haben, müssen Sie für die Nutzung der österreichischen Seite der Brennerautobahn eine zusätzliche Maut entrichten. Diese wird auf der Mautstation direkt oben auf dem Brennerpass fällig.

Auch eine solche Maut für die Nutzung besonderer Straßen, Tunnel oder Pässe kann in der Regel direkt an der Mautstation oder aber vorher bereits digital entrichtet werden.

In welchen Ländern sind Vignetten Pflicht?

In acht Ländern in Europa gilt aktuell eine Vignetten-Pflicht. Die Vignetten in den jeweiligen Ländern haben unterschiedlich Geltungsdauern und sind in der Preisgestaltung ebenso unterschiedlich.

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Die acht Länder, in denen Sie eine Vignette benötigen, um die Autobahnen und sonstige mautpflichtige Straßen mit Ihrem Pkw zu nutzen sind:

  • Österreich
  • Schweiz
  • Bulgarien
  • Rumänien
  • Slowakei
  • Slowenien
  • Tschechien
  • Ungarn

Wo kann ich Vignetten kaufen?

Kaufen können Sie Vignetten online als digitale Vignette oder bei verschiedenen Verkaufsstellen wie Tankstellen an den Autobahnen kurz vor den jeweiligen Grenzen. Für einige Länder ist die digitale Vignette bereits Pflicht. Eine E-Vignette benötigen Sie in:

  • Tschechien
  • Slowakei
  • Slowenien
  • Ungarn
  • Rumänien
  • Bulgarien

Die Klebevignetten erhalten Sie als ADAC-Mitglied auch in den verschiedenen ADAC-Geschäftsstellen.

Welche Vorteile bringt die E-Vignette oder die Video-Maut?

In Ländern mit einer Vignetten-Pflicht ist es die E-Vignette, in anderen Ländern die Digitale- oder die Video-Maut. Sie kaufen Ihren Mautpass (für den Brenner beispielsweise) oder eben Ihre Vignette digital und können sicher sein, dass es mit der Durchfahrt durch das jeweilige Land oder die betreffende Mautstation keine Probleme gibt.

Entscheiden Sie sich bei der Brennermaut beispielsweise für die Video-Maut, können Sie bequem an den langen Schlangen wartender Autofahrer, die jeweils an den Kassenhäuschen die Mautgebühr entrichten müssen, auf zwei extra dafür vorgesehenen Spuren vorbeifahren. Ihr Nummernschild wird gescannt, und die Schranken gehen hoch. Innerhalb weniger Sekunden haben Sie die Mautstation hinter sich gelassen.

Gerade die Klebe-Vignette hat in den letzten Jahren so manche Autofahrer einige Schwierigkeiten bereitet. Denn ob eine Vignette vorhanden ist oder nicht, wird in den meisten Ländern schon lange digital geprüft. Dafür sind Kameras an den Autobahnen so installiert, dass sie einen bestimmten Bereich der Windschutzscheibe scannen können.

Ist die Vignette nicht in diesem Bereich angeklebt, gilt die Vignette als nicht gelöst. Für einen solchen einfachen Fehler wird beispielsweise in Österreich bereits ein Bußgeld von 125 Euro fällig. Der Bußgeldbescheid flattert allerdings erst einige Monate nach der Heimkehr aus dem Urlaub zu Hause herein.

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Sollten Sie sich weigern zu zahlen, beispielsweise weil Sie einen Einspruch einlegen und einen Zahlungsbeleg über den Kauf der Vignette einschicken, schnellt das Bußgeld schnell auf 300 Euro hoch. Denn das österreichische Recht sieht für diesen Fall weder die Möglichkeit eines Einspruchs noch die nachträgliche Beweismöglichkeit für den Kauf einer Vignette vor.

Mit einer E-Vignette können solche Probleme gar nicht erst aufkommen, da Ihr Nummernschild gespeichert wird und für die Dauer der Gültigkeit der E-Vignette klar ist, dass dieses Auto auf allen Mautstraßen des jeweiligen Landes fahren darf.

Fazit

Die Maut in Europa ist ein vielen Ländern gern genutztes Instrument, um entweder die Staatseinnahmen zu erhöhen oder um die Privatisierung der Autobahnen attraktiver zu gestalten. Wenn Sie in Europa mit dem Auto in den Urlaub fahren möchten, sollten Sie sich auf jeden Fall schon vor der Reise informieren, wo welche Art von Maut fällig wird. Auf den Seiten des ADAC finden Sie zu dieser Frage immer aktuelle Informationen.

Wenn Ihre Reise Sie in ein Land mit Vignetten-Pflicht führt, empfehlen wir Ihnen den Kauf einer E-Vignette. So sind Sie während Ihrer Reise auf jeden Fall auf der sicheren Seite – und die genaue Gültigkeit der Vignette können Sie beim Kauf direkt festlegen.

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Verfasst von Hajo Simons

arbeitet seit gut 30 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist, überdies seit rund zehn Jahren als Kommunikationsberater. Nach seinem Magister-Abschluss an der RWTH Aachen in den Fächern Germanistik, Anglistik und Politische Wissenschaft waren die ersten beruflichen Stationen Mitte der 1980er Jahre der Bund der Steuerzahler Nordrhein-Westfalen (Pressesprecher) sowie bis Mitte der 1990er Jahre einer der größten deutschen Finanzvertriebe (Kommunikationschef und Redenschreiber).