Solaranlage: Ausrichtung nach Süd oder Ost/West?

Die Ausrichtung der Solaranlage bestimmt die Höhe des Stromertrags. Foto:© Smileus / stock adobe

Eine Solaranlage ist noch immer eine lohnende Investition, auch wenn die Einspeisevergütung pro Kilowattstunde inzwischen weit unter dem Preis für eine Kilowattstunde Verbrauchsstrom liegt. Denn allein der Strom, den Sie mit einer Solaranlage selbst produzieren und daher nicht mehr aus dem öffentlichen Stromnetz beziehen müssen, reduziert Ihre laufenden Energiekosten bereits erheblich.

Darüber hinaus ist eine eigene Solaranlage auf dem Dach ein wichtiger Schritt in Richtung nachhaltiges Wohnen – ein echter Trend der letzten Jahre. Immerhin verursachte der Verbrauch einer Kilowattstunde Strom aus dem deutschen Energienetz im Jahr 2021 nach Aussagen des Umwelt-Bundesamtes rund 420 Gramm CO2.

Das Einsparpotenzial im Bereich der CO2-Erzeugung ist in diesem Bereich also riesig. Zumal die Produktion von CO2 pro kWh erzeugten Stroms in den letzten Jahren gestiegen ist – trotz wachsender Zahl von Windkrafträdern und Solaranlagen in Deutschland.

Damit eine Photovoltaikanlage wirklich den optimalen Ertrag bringt, ist die Ausrichtung ein wichtiger Faktor. Dabei geht es sowohl um die Frage, in welche Richtung die Solaranlage zeigt, als auch um die Neigung der Solarmodule. Im folgenden Artikel zeigen wir Ihnen, welche Vor- und Nachteile mit den verschiedenen Ausrichtungen verbunden sind.

Solaranlage: Ausrichtung nach Süd oder Ost/West?

Die Ausrichtung gen Süden gilt nach wie vor als die optimale Variante. Allerdings bringt eine leichte Abweichung in Richtung Südwest oder Südost auch nur eine sehr geringe Reduzierung der möglichen Ertragsmenge.

Eine Ausrichtung nach Osten oder Westen hingegen kann den Ertrag bereits um fast 20 Prozent senken. Wohingegen eine Ausrichtung gen Norden den Ertrag einer Solaranlage im Vergleich zu einer Südausrichtung auf weniger als 50 Prozent reduziert.

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Warum die Ausrichtung so wichtig ist

Während wir beispielsweise bei unseren Wohnzimmern im Sinne des Hitzeschutzes versuchen, die Sonne möglichst draußen zu halten, geht es bei Solaranlagen darum, so viel Sonne wie möglich einzufangen.

Deshalb ist hier sowohl die Ausrichtung in der Himmelsrichtung als auch die Ausrichtung bei der Neigung extrem wichtig. Denn am meisten Strom kann produziert werden, sobald die Sonnenstrahlen in einem möglichst rechten Winkel auf die Solarpaneele aufkommen.

Aus diesem Grund wird grundsätzlich eine Neigung der Solaranlage zwischen 30 und 40 Grad empfohlen. Falls Sie Ihre Photovoltaikanlage auf einem Dach mit Neigung installieren, gibt die Neigung Ihres Dachs in der Regel bereits die Neigung der Anlage vor. Die besten Möglichkeiten, den Neigungswinkel selbst vorzugeben, haben Sie bei einer Installation auf einem Flachdach.

Hier gilt es auch, regionale Unterschiede zu berücksichtigen. Im Norden sollte die Neigung etwas stärker ausfallen (rund 37 Grad im Idealfall) und im Süden etwas geringer (rund 32 Grad). Wichtig: Je weiter die Ausrichtung der Solaranlage von der empfohlenen Südausrichtung abweicht, desto geringer sollte die Neigung sein.

Gut zu wissen
Falls Sie in einer Region leben, in der im Winter viel Schnee fällt, muss die Neigung der Solarpaneele mindestens 30 Grad betragen, damit der Schnee herunterrutschen kann. Andernfalls wird eine Stromproduktion durch den aufliegenden Schnee verhindert. Außerdem könnten die Paneele unter einer zu großen Schneelast Schaden nehmen.

Südausrichtung – der klassische Standard

Die Südausrichtung hat einige Vorteile und tatsächlich nur minimale Nachteile.

Vorteile einer Südausrichtung

  • höchstmöglich Stromerzeugung das ganze Jahr über,
  • die Sonne wird den ganzen Tag über eingefangen,
  • gerade in der Mittagszeit, sobald die Sonnenstrahlen am stärksten sind, ist der optimale Aufschlagwinkel erreicht.
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Nachteile einer Südausrichtung

  • Der meiste Strom wird in den Mittagsstunden erzeugt, sobald der durchschnittliche Verbrauch der meisten Haushalte am niedrigsten ist.
  • Eine Südausrichtung lohnt sich nur, wenn Sie entweder Strom ins Netz einspeisen oder den in den Mittagsstunden zu viel produzierten Strom in einem Speicher auffangen und dann beispielsweise in den Abendstunden oder in der Nacht nutzen können.

Wann sich eine Südausrichtung besonders lohnt

  • Bei großen Haushalten mit vielen Personen, sofern auch über Mittag der Stromverbrauch vergleichsweise hoch ist.
  • Falls Sie Strom einspeisen.
  • Falls Sie über einen Stromspeicher verfügen.

Ost-/West-Ausrichtung – die Alternative für gleichmäßige Stromerzeugung

Nicht jedes Dach macht es möglich, eine Solaranlage mit einer Ausrichtung gen Süden zu errichten. Eine Ausrichtung nach Ost oder West kann hier eine gute Alternative sein.

Vorteile einer Ost-/West-Ausrichtung

  • Auch hier erfolgt zumindest eine über den ganzen Tag hinweg andauernde Stromerzeugung – gleichmäßig in der Menge und stabil auf einem recht hohen Niveau.
  • Der Verlust im Vergleich zu einer Südausrichtung liegt bei einer kompletten Ausrichtung nach Osten oder Westen bei „nur“ rund 20 Prozent.

Nachteile einer Ost-/West-Ausrichtung

  • Es entsteht ein Verlust von rund 20 Prozent im Vergleich zur möglichen Stromerzeugung bei einer Südausrichtung.

Typische Einsatzszenarien

  • bei Häusern mit entsprechender Dachausrichtung.
  • Immer noch gut geeignet für Haushalte, deren größter Stromverbrauch in den Morgen und Abendstunden liegt und die nicht unbedingt einspeisen möchten.

Ertragsunterschiede im Jahresverlauf

Beim Ertrag einer Solaranlage unterscheiden die meisten Anbieter zwischen dem Winterhalbjahr und dem Sommerhalbjahr. Die Jahreszeiten Frühling und Herbst gehen in dieser Betrachtung etwas unter. Im Frühling steigt der Ertrag einer Solaranlage langsam, während er im Herbst abnimmt.

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Insgesamt sagt man, dass rund 70 Prozent des mit einer Photovoltaikanlage erzeugten Stroms in den sechs Monaten des (Frühlings-) und Sommerhalbjahres produziert werden. Die restlichen 30 Prozent werden im Herbst und Winter erzeugt.

Amortisationszeiten im Vergleich

Eine Anlage ohne Stromspeicher amortisiert sich in Deutschland im Schnitt nach 9 bis 12 Jahren. Eine Anlage mit einer reinen Südausrichtung liegt dabei sicherlich in einem Bereich von 9 Jahren oder sogar darunter. Eine Anlage mit einer Ausrichtung nach Osten oder Westen amortisiert sich eher nach rund 12 Jahren. Eine Anlage mit einer Ausrichtung nach Norden braucht noch einmal deutlich länger, um wirklich rentabel zu werden.

Fazit: Welche Ausrichtung ist die richtige?

Optimal ist immer eine Ausrichtung exakt nach Süden. Falls Ihr Dach leicht in Richtung Südwest oder Südost ausgerichtet ist, gehen Ihnen rund 5 Prozent des möglichen Ertrags bei einer reinen Südausrichtung verloren.

Größer werden die Verluste bei einer West- oder Ostausrichtung. Hier erzeugen Sie bis zu 20 Prozent weniger Strom als mit einer Südausrichtung. Eine Ausrichtung nach Norden hingegen ist die schlechteste Variante, da hier die Sonne die Paneele nur minimal erreichen kann.

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Verfasst von Hajo Simons

arbeitet seit gut 30 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist, überdies seit rund zehn Jahren als Kommunikationsberater. Nach seinem Magister-Abschluss an der RWTH Aachen in den Fächern Germanistik, Anglistik und Politische Wissenschaft waren die ersten beruflichen Stationen Mitte der 1980er Jahre der Bund der Steuerzahler Nordrhein-Westfalen (Pressesprecher) sowie bis Mitte der 1990er Jahre einer der größten deutschen Finanzvertriebe (Kommunikationschef und Redenschreiber).