Mit 40 ist der Lack ab – so sagen viele 39-jährige oft mit banger Stimme, wenn es auf den 40. Geburtstag zugeht. Ist das nur Einbildung oder wirklich so?
Tatsächlich beginnt der Körper schon mit Mitte 20 langsam, aber sicher abzubauen – es kommt nur irgendwann der Tag, an dem wir diesen schleichenden Abbau auch zu spüren beginnen. Ein Bereich, in dem sich die meisten Menschen eben diesen Abbau nicht eingestehen möchten, ist das Gehör.
Ab 40 hören Menschen schlechter
Dabei ist es ein nachgewiesener Fakt, dass bei vielen Menschen ab 40 das Gehör langsam schlechter wird. Doch erst deutlich später im Leben werden die Auswirkungen auf unser Leben wirklich signifikant. So hat die AOK bereits im Jahr 2017 einen Artikel veröffentlicht, in dem erklärt wurde, dass 25 bis 40 Prozent aller Menschen im Alter von 65 Jahren und darüber schlecht hören. Wie schnell der Abbau der Hörfähigkeit dann vonstattengeht, zeigen weitere Zahlen.
Unter den Menschen mit 75 Jahren und darüber sind es bereits 50 Prozent. Bei den Menschen ab Vollendung des 80. Lebensjahres sind es sogar volle 80 Prozent. Mit dem Alter nimmt das Gehör also bei einem Großteil der Menschen ab – bei manchen früher, aber bei fast allen, irgendwann im Laufe des Lebens.
Doch woran liegt das, und kann man etwas Sinnvolles dagegen tun? Wir von blooom.de haben uns auf die Suche nach den Gründen gemacht und bei der Gelegenheit auch einige interessante Informationen, Tipps und Hilfen zu dem Thema zusammengetragen.
Warum nimmt die Hörleistung im Alter ab?
Der Verlust der Hörfähigkeit ist in den meisten Fällen nichts, was von heute auf morgen passiert. Viel mehr ist das ein schleichender Prozess, der über viele Jahre andauert. Manche Quellen sprechen von einem Beginn bereits mit 40 Jahren, andere legen das Alter, ab dem die Hörfähigkeit der meisten Menschen sinkt, auf 50 fest.
Klar ist aber, dass es nicht erst im hohen Alter beginnt, sondern noch zu Zeiten, in denen die meisten Menschen mitten im Berufsleben stehen und Enkelkinder oft entweder ein ferner Traum oder aber ein grade erst wahrgewordenes Wunder sind.
Doch warum nimmt die Hörleistung im Alter überhaupt ab? Hat es wirklich etwas damit zu tun, wie laut die Kopfhörer des Walk- oder Discmans – heute MP3-Player oder Smartphone – in der Kindheit und Jugend eingestellt waren? Oder macht man es sich mit dieser Erklärung dann doch zu leicht?
Fakt ist natürlich, dass andauernder Lärm das Gehör nachhaltig schädigen kann. Doch in den wenigsten Fällen reicht die Musik, die die meisten von uns in ihrer Kindheit und Jugend über den Kopfhörer gehört haben, dafür aus. Es ist viel mehr der Zahn der Zeit, der an jedem von uns nagt. Das Gehör scheint dabei eine ganz besonders empfindliche Stelle des Körpers zu sein.
Ursachen von Hörverlust im Alter
In den meisten Fällen steckt hinter dem Hörverlust mit zunehmendem Alter eine Schädigung des Innenohrs. Andere Gründe können Schäden am Hörnerv oder im Hörzentrum sein – beides kann durch „normale“ Alterungsprozesse hervorgerufen werden.
So wird bei gesunden Ohren der Schall in den Hörmuscheln eingefangen und dann an das Innenohr weitergeleitet. Dafür braucht der Körper die Haarzellen – kleine Sinneszellen, die in der Gehörschnecke zu finden sind.
Sie helfen dabei, die höheren Frequenzen zu hören und sind somit ein Garant für ein breites Spektrum an hörbaren Tönen. Das Problem dabei: Genau diese Haarzellen lassen in ihrer Funktion ab einem gewissen Zeitpunkt einfach nach. Manchmal sterben sie auch komplett ab. Dazu kommt die Lärmbelastung, der wir tagtäglich ausgesetzt sind. Denn neben unserer eingangs erwähnten Musik sind der Verkehrslärm und nicht zuletzt oft auch der Lärm auf der Arbeit etwas, worauf der Körper einfach nicht eingestellt ist.
Auch in jungen Jahren kann die Hörfähigkeit schon vermindert sein. Hier liegt es oft an Erkrankungen wie einer Mittelohrentzündung oder einer Hirnhautentzündung. Nicht selten führt auch ein durch (übermäßigen) Stress herbeigeführter Hörsturz zu einer dauerhaften Verschlechterung der Hörfähigkeit zumindest auf einem Ohr.
Symptome für den Hörverlust
Schwerhörigkeit kann sich auf verschiedene Arten manifestieren. Da ist die Oma, die sich bei Gesprächen am Tisch plötzlich ganz weit herüberbeugen muss, um überhaupt etwas zu verstehen. Oder der Opa, der das Klingeln des Telefons oder der Türklingel plötzlich kaum noch hört.
Auch der Vater, der im Restaurant bei lautem Stimmengewirr im Hintergrund seit einiger Zeit Schwierigkeiten hat, dem Gespräch der Gruppe zu folgen, ist kein Einzelfall. Ebenso wenig wie die Mutter, die den Fernseher oder die Musik seit einiger Zeit noch etwas lauter dreht als sonst immer.
Wenn Sie eine der folgenden Situationen erleben, sollten Sie auf jeden Fall zu einem HNO-Arzt gehen.
- Sie hören die Klingel oder das Telefon regelmäßig nicht mehr, obwohl Klingel und Ton am Telefon eingeschaltet sind.
- Sie müssen den Fernseher so laut stellen, dass andere im Raum sie verwundert ansehen und fragen, ob Sie den Ton nicht etwas leiser stellen könnten.
- Wenn jemand Sie anspricht, ohne dass Sie damit rechnen, bekommen Sie es zumeist beim ersten Versuch gar nicht mit.
- Es fällt Ihnen sehr schwer, ein Gespräch zu führen, wenn Hintergrundgeräusche in einem Raum sind. Selbst das bloße Rauschen des Verkehrs an einer gut befahrenen Straße kann Ihnen dabei schon Schwierigkeiten bereiten.
Haben eines oder mehrere dieser Symptome schon einmal bei sich festgestellt, sollten Sie auf jeden Fall einen Hörtest machen lassen.
Schon gewusst?
Es ist ein Trend der letzten Jahre – seine Umwelt und das eigene Leben achtsamer zu erleben und gezielter und bewusster wahrzunehmen. Wer achtsam durchs Leben geht, der wird das Zurückgehen seiner Hörfähigkeit deutlich früher bemerken als jemand, der das Leben eher an sich vorbeirauschen lässt. Auch wenn Sie aktuell keine Hörprobleme haben – Achtsamkeit im Alltag ist ein gutes Hilfsmittel, um vor allem stressbedingte Schwierigkeiten mit dem Gehör zu vermeiden und altersbedingte Schwerhörigkeit so früh wie möglich zu erkennen.
Hörgerät kaufen – Der Ablauf (mit Rezept)
Bevor es so weit ist, dass Sie sich ein Hörgerät kaufen, muss erst einmal abgeklärt werden, ob Sie ein solches überhaupt brauchen. Dazu suchen Sie Ihren Haus- oder HNO-Arzt auf und lassen einige Hörtests machen. Tatsächlich stellt es aus Sicht der Krankenkasse keinen Unterschied dar, ob Ihr Hausarzt oder ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt die Notwendigkeit, ein Hörgerät zu kaufen, festgestellt hat.
Wenn beim Arzt festgestellt wurde, dass Sie eine Hörhilfe benötigen, geht es weiter zum Hörgeräteakustiker. Hier werden Ihnen diverse Hörgeräte vorgestellt. Dabei sollten Sie unbedingt darauf achten, dass es sowohl Kassenmodelle gibt – hier reicht die Zuzahlung der Krankenkasse in der Regel für den Kaufpreis aus – oder eben Modelle, zu denen Sie eine teilweise hohe Zuzahlung leisten müssen.
Wenn Sie sich für ein Modell entschieden haben, reichen Sie den Kostenvoranschlag zusammen mit der Verordnung Ihres Arztes bei Ihrer Krankenkasse ein. Von dort wird dann der als Mindestsatz festgelegte Übernamesatz finanziert – manche Versicherungen bieten sogar etwas mehr. Grundsätzlich sollten Sie vor der Bestellung eines Hörgeräts genau wissen, welche Kosten Ihre Versicherung für Sie tragen wird.
Altersschwerhörigkeit – Tipps für den Alltag
Schwerhörigkeit im Alter kann Ihnen das Leben wirklich schwer machen. Hier haben wir ein paar Tipps, wie Sie der Schwerhörigkeit ein echtes Schnippchen schlagen können.
- Nutzen Sie die Innovationen rund um Ihr Hörgerät. Moderne digitale Geräte beispielsweise lassen sich via Bluetooth mit Ihrem Handy verbinden oder mit einem modernen Smart-TV. Dadurch kann der Ton vom Handy oder vom Fernseher direkt auf Ihr Hörgerät übertragen werden und gelangt so ohne Qualitäts- oder Lautstärkeverluste an Ihr Innenohr.
- Reduzieren Sie Randgeräusche. Gerade Menschen mit Schwerhörigkeit im Alter haben oft Probleme, Gespräche zu führen, wenn Hintergrundgeräusche das Gespräch überlagern könnten. Sorgen Sie bei einem wichtigen Gespräch immer dafür, dass der Raum so ruhig wie möglich ist.
- Lernen Sie aus der Mimik und der Gestik Ihres Gegenübers Dinge abzulesen, so können Sie auch mit schwindender Hörfähigkeit einem Gespräch besser folgen.
- Gehen Sie offen mit Ihrem Problem um. Viele Menschen schämen sich ob ihrer Schwäche in diesem Punkt. Das kann zur Vereinsamung führen, weil die Menschen um Sie herum nicht verstehen, warum Sie sich an Gesprächen nicht mehr so beteiligen oder weil Sie teilweise auf Dinge nicht reagieren. Nur wenn Ihre Freunde und Familie wissen, wie es um sie steht, können diese Ihnen auch angemessen helfen.
Fazit
Schwerhörigkeit ist kein reines Problem des Alters – auch junge Menschen können betroffen sein. Doch Schwerhörigkeit im Alter ist keine Seltenheit, sondern – bei den aktuellen Zahlen – fast schon die Norm. Ein Hörgerät kann hier Abhilfe schaffen – und Offenheit Ihren Freunden und Ihrer Familie gegenüber.