Wartezeiten beim Arzt – wie kann ich diese (positiv) beeinflussen?

Wartezeiten beim Arzt sind üblich
Flexibilität ist ein Schlüssel, um Wartezeiten beim Arzt zu verringern. | Racle Fotodesign/adobe stock

Viele Patienten nehmen die Wartezeiten beim Arzt als zu lang wahr. Wer kennt sie nicht – die Situationen, in denen man eine Stunde und länger in einem Wartezimmer sitzt? Nicht selten sagen die Sprechstundenhilfen schon am Telefon Sätze wie: „Und bringen Sie bitte Wartezeit mit.“

Der Unmut darüber geht so weit, dass Patienten versuchen, Ärzte aufgrund zu langer Wartezeiten auf Schadensersatz zu verklagen. Da es aber schwer ist, einen tatsächlich entstandenen Schaden zu beziffern, stehen die Chancen, siegreich aus einer Klage hervorzugehen, eher schlecht.

Bleibt die Frage: Warum entstehen überhaupt Wartezeiten beim Arzt? Und wie können Sie als Patient diese Wartezeiten von vornherein zumindest teilweise umgehen?

Warum entstehen Wartezeiten beim Arzt?

Wartezeiten beim Arzt sind ärgerlich. Doch sie entstehen oft aus nachvollziehbaren Gründen. Notfälle oder Patienten mit akuten Beschwerden bringen den Zeitplan durcheinander.

Auch komplexe Behandlungen, die mehr Zeit als geplant erfordern, tragen dazu bei. Für jeden Termin planen die Sprechstundenhilfen ein bestimmtes Zeitfenster eingeplant. Ist der Fall kompliziert, dauert die Behandlung länger. Davon betroffene Patienten sind froh, wenn der behandelnde Arzt sich ausreichend Zeit für eine Diagnose nimmt.

Hinzu kommen organisatorische Herausforderungen, wie etwa Terminüberschneidungen oder eine hohe Patientenzahl in stark ausgelasteten Praxen. Auch die individuelle Kapazität einer Praxis spielt eine Rolle, die je nach Größe und Ausstattung variiert.

Terminarten

Es gibt verschiedene Arten von Terminen. Abhängig davon kann die Wartezeit variieren. Denn die verschiedenen Termine haben für den Arzt oder die Sprechstundenhilfe unterschiedliche Gewichtung. Wir stellen Ihnen die drei wichtigsten Terminarten einmal kurz vor.

Akut

Sie wachen morgens auf und haben unerträgliche Zahnschmerzen, können sich vor Rückenschmerzen nicht mehr bewegen oder haben ein beängstigendes Stechen in der Brust? Das sind Fälle für einen Akuttermin.

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Akuttermine vergeben die Sprechstundenhilfen an Patienten mit starken Schmerzen oder plötzlichen Beschwerden. Sie sind kurzfristig und beeinflussen den regulären Praxisablauf erheblich. Patienten, die einen Akuttermin benötigen, sollten sich auf lange Wartezeiten gefasst machen. Denn die Praxis könnte andere akute Fälle priorisieren.

Regulär

Reguläre Termine sind die häufigste Art von Arztbesuchen. Sie dienen allgemeinen Untersuchungen, Beratungen oder Therapien. Da sie überwiegend länger im Voraus geplant werden, ist eine gute Organisation entscheidend, um Wartezeiten zu minimieren.

Diese regulären Patienten sind es aber, die im Fall eines eintreffenden Akutpatienten warten müssen. Kommt ein Patient mit Schmerzen im Brustkorb in die Praxis, muss der Arzt diesen vorrangig behandeln, da hier ein akutes Herzproblem bis hin zu einem Herzinfarkt möglich ist.

Vorsorge

Vorsorgetermine wie Check-ups oder Impfungen sind weniger zeitkritisch. Sie lassen sich langfristig planen. Patienten können hier flexibel sein und weniger frequentierte Zeitfenster auswählen, um Wartezeiten zu vermeiden.

Frühzeitige und gezielte Terminvereinbarung

Eine frühzeitige Terminvereinbarung ist einer der besten Wege, um Wartezeiten zu reduzieren. Je früher Sie Ihren Arztbesuch planen, desto größer ist die Chance, ein passendes Zeitfenster zu erhalten.

Auch eine gezielte Auswahl des Termins ist wichtig. Überlegen Sie, wie viel Zeit Ihr Anliegen in Anspruch nehmen könnte und kommunizieren Sie dies klar mit der Praxis, damit diese den richtigen Zeitrahmen einplanen kann.

Online-Terminbuchung und Apps nutzen

Viele Praxen bieten mittlerweile Online-Terminbuchungssysteme oder Apps an, die Ihnen helfen, bequem einen Termin zu vereinbaren. Diese Tools zeigen verfügbare Zeitfenster an und ermöglichen es Ihnen, den für Sie besten Termin auszuwählen.

Einige Apps arbeiten mit Erinnerungsfunktionen. Diese stellen sicher, dass Sie Ihren Termin nicht verpassen. Ihr Vorteil: Sie können unabhängig von den Öffnungszeiten der Praxis planen und Warteschleifen am Telefon entfallen. Je besser die Praxissoftware Ihres Arztes dabei aufgestellt ist, desto mehr Möglichkeiten haben Sie als Patient, digital mit der Praxis zu kommunizieren.

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Zeitfenster vermeiden: Stoßzeiten erkennen

Nutzen Sie am besten Termine, die ohnehin nicht so stark frequentiert sind. Bei den meisten Hausärzten sind die Wartezimmer montagmorgens grundsätzlich voll. Planen Sie Ihren Termin vorzugsweise auf einen Dienstag oder einen Donnerstag.

Manche Arztpraxen haben für Terminpatienten auch Freitagsnachmittags geöffnet. Weichen Sie im Idealfall auf Zeiten aus, zu denen die Praxis keine zusätzliche offene Sprechstunde anbietet. Dann ist die Gefahr, dass ein Akutpatient dazwischenkommt, deutlich geringer.

Kommunikation mit der Praxis

Eine offene und klare Kommunikation mit der Praxis ist entscheidend, um Wartezeiten zu minimieren. Teilen Sie schon bei der Terminvereinbarung mit, ob Ihr Anliegen akut oder komplex ist, damit die Praxis dies bei der Planung berücksichtigen kann.

Fragen Sie nach, ob bestimmte Zeiten ruhiger sind. Gibt die Praxis Tipps, die Ihnen helfen können, Ihren Besuch vorteilhafter zu planen? Nehmen Sie den Hinweis der Sprechstundenhilfe ernst, dass Sie Wartezeit einplanen sollten.

Möglichkeiten für Privat- vs. Kassenpatienten

Privatpatienten erhalten schneller einen Termin bekommen und warten weniger lange. Das liegt daran, dass Praxen für Privatpatienten höhere Vergütungen erhalten und ihnen daher bevorzugte Zeitfenster anbieten.

Kassenpatienten können jedoch ebenfalls Vorteile nutzen, indem sie frühzeitig Termine vereinbaren oder sich bei Praxen mit einem guten Ruf und effizienter Organisation anmelden. Es spricht sich schnell herum, ob ein Arzt Privatpatienten tatsächlich bevorzugt oder ob Patienten weitgehend gleichbehandelt werden.

Flexibilität und Vorbereitung als Vorteil

Flexibilität ist ein Schlüssel, um Wartezeiten zu verringern. Sind Sie bereit, auch kurzfristig einen Termin wahrzunehmen, können Sie oft von Ausfällen anderer Patienten profitieren. Teilen Sie Ihrer Arztpraxis schon bei der Terminvereinbarung mit, dass Sie auch bereit wären, zu einem früheren Termin zu kommen, wenn ein anderer Patient abspringt. Dann können die Mitarbeiterinnen Ihres Arztes entsprechend planen.

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Gute Vorbereitung ist ebenfalls hilfreich: Bringen Sie alle notwendigen Unterlagen mit und überlegen Sie im Voraus, welche Fragen oder Anliegen Sie mit Ihrem Arzt besprechen möchten. Wissen Sie bereits, dass Sie ein Formular oder einen Anamnesebogen ausfüllen müssen? Fragen Sie bei der Praxis schon bei der Terminvereinbarung an, ob sie Ihnen den Anamnesebogen oder andere wichtige Dokumente vorab per E-Mail zuschicken.

Kommen Sie mit ausgefüllten Dokumenten in der Praxis an, sparen Sie sich einen Gang ins Wartezimmer.

Fazit

Der Arztberuf gehört zu den bestbezahlten Berufen in Deutschland. Jedoch ist der Alltag eines Arztes arbeitsreich und stressig, weil er viele Patienten behandelt. Deshalb sind Wartezeiten oft unvermeidbar. Und doch können Sie die Länge dieser Wartezeiten positiv beeinflussen.

Frühzeitige Planung, die Nutzung moderner Terminbuchungssysteme, Flexibilität und eine offene Kommunikation mit der Praxis sind wichtige Schritte. Vermeiden Sie Stoßzeiten und bereiten sich vor, können Sie Ihren Arztbesuch stressfreier gestalten und die Wartezeit sinnvoll nutzen. So tragen Sie aktiv dazu bei, Ihre Wartezeiten zu reduzieren und eine angenehme Erfahrung in der Praxis zu schaffen.

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Verfasst von Hajo Simons

arbeitet seit gut 30 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist, überdies seit rund zehn Jahren als Kommunikationsberater. Nach seinem Magister-Abschluss an der RWTH Aachen in den Fächern Germanistik, Anglistik und Politische Wissenschaft waren die ersten beruflichen Stationen Mitte der 1980er Jahre der Bund der Steuerzahler Nordrhein-Westfalen (Pressesprecher) sowie bis Mitte der 1990er Jahre einer der größten deutschen Finanzvertriebe (Kommunikationschef und Redenschreiber).